Humor ist die Magie der Zauberei
Zauberkongress. Die Magier verblüffen das Publikum auch mit einer gekonnten Show
FLIEGE STATT KRAWATTE, Tüll statt Seide, Zylinder statt Mütze. Und dann darf natürlich auch noch eine hübsche Blondine nicht fehlen, die assistiert. Karten, Münzen und bunte Bällchen verschwinden und tauchen wieder aus dem Nichts auf. Zauberhaft. Mit diesem einen Wort lässt sich das vergangene Wochenende in Grenchen simpel und einfach zusammenfassen. Swiss Magic, der grosse Zauberkongress, begeisterte wieder einmal das Publikum und füllte das Parktheater bis auf den hintersten und letzten Platz.
STAUNEN UND LACHEN, das sind die beiden Komponenten, mit denen die Künstler der «weissen Magie» ihr Publikum gewinnen. Alle lieben diese Klischees, die beim Zaubern einfach dazugehören, aber dann braucht es immer auch noch ein grosses Überraschungsmoment. Da lässt einer der Magier einen Trick absichtlich schiefgehen, nur um dann eine verloren geglaubte Karte doch noch aus dem anderen Ärmel zu ziehen, und da wird die Assistentin hinter dem kleinen Vorhang nicht nur von einem Augenblick auf den anderen aus den Ringen gezaubert, sie trägt dann auch gleich noch ein neues Kleid. Aus Tüll, versteht sich, womit hier wieder die heiss geliebten Klischees ins Spiel gekommen wären.
Neue Zaubertricks zu erfinden, gelingt nur alle paar Jahre einem der ganz Grossen der Szene.
DIE GANZ GROSSE MAGIE ist es, die vielen mehr oder weniger bereits bekannten Zaubertricks mit Charme und einer spannenden Geschichte einen neuen Glanz zu verleihen. Man weiss schon mehr oder weniger, was da kommen wird, und trotzdem weiss man nie wirklich, wie es genau gemacht wird. Ganz neue Zaubertricks zu erfinden, das gelingt nur alle paar Jahre einem der ganz Grossen der Szene. Deshalb werden auf der Bühne Märchen der Brüder Grimm erzählt, um eine Taube hervorzuzaubern, oder mit lustiger Mimik Bälle zum Verschwinden gebracht. Peter Woerde stellte zum Beispiel bei seinen Kartentricks sich selber in den Hintergrund und stellte die Zufallsassistenten aus dem Publikum ins Scheinwerferlicht, als wären diese professionelle Kartenbetrüger.
AUF EIN MINIMUM reduzierte Moderator Bert Rex seine Zauberkunststücke: Er mimte den steifen Deutschen,
als hätte er einen Besenstiel verschluckt, veräppelte das Publikum nach Strich und Faden, indem er zum Beispiel die Eizelle mit einem Hühnerei in einer Zelle erklärte und den Eisprung, indem das Hühnerei einen kleinen Hüpfer absolvierte. Als Bert Rex einen Kartentrick in Zeitlupenbewegungen wiederholte – inklusive langsamer Sprache und tiefer Stimme – krümmte sich das Publikum vor Lachen. Humor ist eben die wahre Magie der Zauberei.
DER INTERNATIONALE Zauberkongress ist in Grenchen zu einer schönen Tradition geworden: Seit 1997 wird er in einem Dreijahresturnus im Parktheater durchgeführt. Da gibt es den Grand Prix Eterna, einen Close-up- Wettbewerb, bei dem es eine edle Uhr zu gewinnen gibt, es folgen Seminare, eine Händlermesse für Zauberutensilien und vieles mehr. Der «Magische Ring», die Vereinigung der Schweizer Zauberer, führte in Grenchen auch die diesjährigen Aufnahmeprüfungen und seine Generalversammlung durch.
ZUFRIEDEN ZURÜCKLEHNEN darf sich der Gründer des Grenchner Zauberkongresses, Orsani, der ins zweite
Glied zurückgetreten ist: Am Ende gingen alle Besucher mit einem fröhlichen Lächeln nach Hause. Seine Nachfolger haben unter der Führung von OK-Präsident Eric von Schulthess die Sache ausgezeichnet gemacht
und den Kongress ganz im Sinne Orsanis weiterentwickelt.
(© Grenchner Tagblatt. 08.04.13, von HANS PETER SCHLÄFLI)